LE PALAIS BULLES
JUVIA GOES TO CANNES
Für die aktuellen Kollektionen haben wir uns auf den Weg nach Frankreich gemacht und hatten das Glück, unsere neuen Loungewear Styles in einer ganz besonderen Location fotografieren zu dürfen, nämlich im Palais Bulles! Der „Blasen-Palast“, der sich an der französischen Riviera in Théoule-sur-Mer nahe Cannes befindet, wurde in den 1970er Jahren von dem ungarischen Architekten Antti Lovag entworfen und stellt ein bedeutendes Beispiel der organischen Architektur dar. Nach diesem Stil wurde das futuristische Gebäude so erschaffen, dass den Bewohnern und Gästen stets das Gefühl vermittelt werden soll, „in einer anderen Welt“ zu leben. Dazu tragen die geschwungenen, harmonischen Formen bei, die sich formgebend an der Natur orientieren und im Einklang mit der Landschaft stehen. Und auch der Architekt selbst berichtet, dass der Palais Bulles als organische Struktur gestaltet wurde, die sich perfekt in die umgebende Landschaft einfügt und von einem Felsen aus in den Himmel zu schweben scheint.
EIN FUTURISTISCHES MEISTERWERK
Auf uns wirkt der riesige Komplex überwältigend und wie ein futuristischer Ort ist. Die mehrschichtige Anlage verfügt zum Beispiel über unterschiedliche Ebenen, von denen man aus der obersten Etage bis ganz nach unten in den nächsten Raum schauen kann. Die unzähligen Möglichkeiten, ein gutes Bild zu schießen, inspirieren uns und der Kreativität werden keine Grenzen gesetzt, im Gegenteil: die Fantasie wird durch diesen einzigartigen Ort besonders angeregt. Aus jedem Raum kann man das Meer sehen, die großen runden „Bulles“ befinden sind zum Teil über, aber auch unter Wasser. Einzelne Fensterscheiben lassen sich sogar zur Seite schieben. Zudem gibt es mehrere Schwimmbecken, darunter ein Infinity Pool. Und auch das Licht, sei es in den Morgen- oder aber in den Abendstunden, transportiert eine besondere Atmosphäre, die wir auch in unseren Bildern versucht haben zur Geltung zu bringen. Kurzum: Die besondere Architektur dieses magischen Ortes bietet den neuen Designs der aktuellen Kollektionen die perfekte Szenerie.
ABER WAS IST DIE GESCHICHTE HINTER DIESEM GEBÄUDE?
LA MAISON BERNARD
Die Ursprünge des überdimensionalen Anwesens reichen bis in die Siebzigerjahre zurück als der Franzose Pierre Bernard die Planung des futuristischen Blasen-Palasts in Auftrag gab. Bernard war ein Unternehmer, der in der Automobilindustrie tätig war und auch dort sein Vermögen gemacht hatte. Der französische Industrielle und der verantwortliche Architekt Antti Lovag kannten sich jedoch bereits aus früheren Zeiten, da sie zusammen an Bernards Familiendomizil „La Maison Bernard“ gearbeitet hatten. Auch dieses erst kürzlich aufwendig sanierte und restaurierte Haus befindet sich an der Côte d’Azur in Théole-sur-Mer und war für die vier Mitglieder der Bernard Familie mit gemeinschaftlichen Räumen einerseits und privaten Wohnbereichen andererseits konzipiert. Das „Bernard Haus“ gilt als das am weitesten entwickelte Gebäude, an dem der Architekt seine Ideen testen und nach den Prinzipien der organischen Architektur perfektionieren konnte. Mittlerweile kümmern sich die Geschwister Isabelle und Jean-Patrice Bernard um das Domizil und haben 2013 als Nachfolger eine Stiftung um das Haus Bernard gegründet, deren Intention darin besteht, das architektonische Werk von Antti Lovag und Pierre Bernard zu schützen und weiterzuentwickeln. So werden beispielsweise in regelmäßigen Abständen Künstler*innen für einen Zeitraum von maximal sechs Monaten aufgenommen. In dieser Zeit sollte der Künstler oder die Künstlerin ein Werk schaffen, das mit dem Domizil und der natürlichen Umgebung in Einklang steht. Zur Umsetzung des Projekts erhalten die Auserwählten ein Stipendium und dürfen in diesem Zeitraum in einer gesonderten Wohnung mit angeschlossenem Atelier leben. Ganz im Sinne der Pioniere Pierre Bernard und Antti Lovag erhofft man sich auf diese Weise, dass die Maison Bernard stets ein Ort des Schaffens bleibt und neue künstlerische Idee offen aufnimmt. Auch der Öffentlichkeit wird das Anwesen zugänglich gemacht und darf zu bestimmten Zeiten sogar besucht werden.
ZURÜCK ZUM PALAIS BULLES
Nach Fertigstellung des Familiendomizils in den späten Siebzigerjahren widmete sich das Duo dann jedoch dem weitaus ehrgeizigeren, größeren Projekt „Palais Bulles“. Der Architekt Lovag, der stets natürliche Umgebungen schaffen wollte und schon immer ein Faible für kugelförmige Räume hatte, passte seine Designs ganz den Bedürfnissen des Menschen an und ging dabei über konventionelle Strukturen hinaus. Sein Meisterwerk wäre aber beinahe nicht fertiggestellt worden, hätte sich Bernards Familie nach seinem Tod nicht an Pierre Cardin gewandt, in dem sie einen Vertrauten sahen, der die ästhetischen Visionen von Pierre Bernard teilte. Fasziniert von dem Projekt, ein Haus komplett in runden Flächen zu bauen, erwarb Cardin das Anwesen in den frühen Neunzigerjahren. Cardin und Lovag, die ein geteiltes Misstrauen gegenüber dem rechten Winkel hatten, vereinten sich und so machte das neue Duo das futuristische Bauwerk in Théoule-sur-Mer weltberühmt.
„Runde Formen haben mich schon immer inspiriert“, so Cardin, der schon in den Fünfzigerjahren das berühmte „Blasenkleid“ erfand.
ABER WER IST PIERRE CARDIN EIGENTLICH?
DER INNOVATIVE JUNGDESIGNER
Geboren ist Pierre Cardin als Pietro-Costante Cardini in dem italienischen San Biagio di Callalta bei Treviso am 02. Juli 1922. Er wuchs in Frankreich als das jüngste von sieben Kindern auf und begann seine Karriere im Alter von 22 Jahren als Modezeichner in Paris. Heute gilt er als einer der bedeutendsten Modeschöpfer des 20 Jahrhunderts und vollendete bis zu seinem Tod im Jahr 2020 insgesamt 76 Berufsjahre. Nach Aufenthalten bei Elsa Schiaparelli und Christian Dior gründete er 1950 als erster Couturier ein eigenes Haute-Couture Unternehmen, das Konfektionskleider für den Weltmarkt herstellte. Ohne Cardin würde es das Konzept „Prêt-a-porter“, dessen Idee darin besteht, hochwertige und modekünstlerische Ready-to-wear-Kleidung für ein breiteres Publikum erschwinglich zu machen, nie geben. Cardin’s Kreationen waren stets elegant, aber nie kompliziert. Seine Damenmode, die für alle bestimmt war und als Konfektionsware in Kaufhäusern erhältlich war, zeichnete sich durch einen einfachen und alltagstauglichen Stil aus – ganz im Gegensatz zu den weit ausgestellten Röcken mit schmalen Schultern und enger Taille, die er noch bei Christian Dior entworfen hatte und die unter dem Namen „New Look“ als völlig neue Designs nach dem zweiten Weltkrieg bekannt wurden. Sein zu dieser Zeit revolutionäres Ziel bestand darin, praktische Mode für die moderne und emanzipierte Frau zu entwerfen. Auch hat der innovative Jungdesigner den modischen Futurismus wie kein anderer geprägt. Die Sechzigerjahre, wo auch das sogenannte Space-Age anzusiedeln war, waren seine große Zeit: Er liebte die Zukunft und die Technik und übersetzte seine Ideen in Form von ikonischen Raumfahrer-Looks wie zum Beispiel sein legendäres „Blasenkleid“. Nur zehn Jahre später entwarf Pierre Cardin dann als erster großer Modemacher auch Linien für Männer.
EIN DESIGNER MIT GESCHÄFTSSINN
Als talentierter Designer mit gutem Geschäftssinn expandierte der Modeschöpfer schnell und etablierte seine Marke Pierre Cardin bald auf der ganzen Welt. Er war zum Beispiel der Erste in der Branche, der Lizenzen verkaufte. Dabei wurde der Name ‚Pierre Cardin‘ an verschiedene Lizenznehmer vergeben, die die eigens dafür geschaffenen Produkte vermarkten und unter seinem Signet verkaufen durften. Der Idee, dass Mode etwas Elitäres sein sollte, widersprach Cardin. Seine Designs fanden sich dann auch außerhalb der Mode, so entwarf der multitalentierte Visionär mitunter Armbanduhren, Wohntextilien, Porzellan, Keramik, Essbesteck, Plattenspieler, Möbel und sogar Autointerieur. Keine Branche konnte vor ihm Halt machen: 2001 kaufte er so zum Beispiel das Schloss des Marquis de Sade in dem südfranzösischen Dorf Lacoste, ließ es renovieren und veranstaltete dort Konzerte und Festivals. Trotz lokalem Widerstand hatte er große Hoffnungen aus dem kleinen Dorf einen kulturell belebten Ort zu schaffen – ganz in Anlehnung an das zu dem Zeitpunkt bekannte Saint Tropez. Bis zu seinem Tod gehörte das vielschichtige Unternehmen Cardin, zu dem ein Konglomerat aus Hotels, Medien, Schlösser und Schiffe zählen, keiner Holdinggesellschaft an und es wurden auch keine Anteile verkauft. Pierre Cardin selbst wohnte in Théoule-sur-Mer und arbeitete bis ins hohe Alter an seinen Kollektionen. Er starb im Dezember 2020 im Alter von 98 Jahren.
„Wenn es einen rechten Winkel gibt, ist es wie ein Schatten, der ein unerträglich negatives Gefühl erzeugt. Wie in einem Gefängnis." A. Lovag
LE PALAIS BULLES
EINE KREATIVE OASE DER RUHE
Pierre Cardin besaß etliche Häuser, Restaurants und Hotels – kein Gebäude war jedoch so extravagant wie der Palais Bulles, mit dem der Designer eine kreative Oase der Ruhe und Energie für sich erschaffen ließ. „Hier kann ich nach meinen eigenen Entwürfen leben“, so Cardin, für den die Welt der Architektur eine ständige Inspirationsquelle darstellte. Ähnlich gestrickt war eben auch Antti Lovag, der 1920 in Ungarn geboren und in Schweden und Frankreich ausgebildet wurde. Als Verfechter dynamischer Strukturen liebte der Architekt, ähnlich wie Cardin, fließende, organische Formen und experimentierte beim Bau des Blasenpalastes mit biege- und veränderbaren Materialien. Der Architekt begann die Arbeiten ganz in der Ästhetik der Siebzigerjahre, Pierre Cardin erweiterte den Entwurf, sodass das Gebäude am Ende über 28 Schlafzimmer, mehrere Badezimmer und großflächig angelegte Wohnbereiche verfügte und sogar ein Amphitheater hatte, das neben dem Palais errichtet wurde. Bei der Gestaltung der Innenräume ließ Cardin seiner Kreativität ebenso freien Lauf und entwarf eigene Möbel, stets in runden organischen Formen. Konventionelle Möbel hätten ohnehin niemals funktioniert, so der Designer.
EIN ORT DER INSPIRATION MIT SPEKTAKULÄRER KULISSE
Über Antti Lovag, in dem er einen Komplizen gefunden hatte, sagte er dann noch: „Antti Lovags Vision entsprach genau der Architektur, die ich mir gewünscht hätte." Die Bauzeit des ikonischen Meisterwerkes betrug insgesamt zwanzig Jahre! Der lange Arbeitsprozess hat sich jedoch gelohnt, denn seit 1999 steht der originelle Blasenpalast, der sich immer noch im Besitz des Modehauses Pierre Cardin befindet, auf der Liste der historischen Denkmäler des französischen Kulturministeriums. Auch heute noch ist der Palais Bulles ein kreativer Ort der Inspiration, ein Schauplatz für Foto-Inszenierungen und eine beliebte Location für Events und Parties. Und auch wir sind sehr erfreut und auch stolz, dass wir die Bilder unserer Loungewear in so einer spektakulären Kulisse aufnehmen durften.
REFERENZEN:
https://www.awmagazin.de/wohnen-stil/palais-bulles-das-kleine-paradies-von-antti-lovag-und-pierre-cardin
https://www.palaisbulles.com/dream.php
https://www.baumeister.de/antti-lovag-palais-bulles/
https://www.falstaff.at/living/nd/organische-architektur-naturnahes-bauen/
https://www.pierre-cardin.de/ueber-uns/designer
https://www.lexploreur.com/en/blog-en/la-maison-bernard-antti-lovag/
https://www.iconichouses.org/specials/maison-bernard
https://www.wallpaper.com/architecture/antti-lovags-maison-bernard-renovation-by-odile-decq-unveiled
https://www.sueddeutsche.de/stil/pierre-cardin-mode-frankreich-nachruf-1.5161015